Freitag, 16. September 2016

Das war es jetzt aus Rio und verschiedene Erkenntnisse

Nach 4 Tagen wieder am Flughafen. Zeit den letzten Tag Revue passieren zu lassen und Bilanz zu ziehen. Aber bevor ich zu den Rennen komme vorab 2 Anmerkungen.
1.Ich lag in meinem gestrigen Blog falsch, dass Anke die erste Sportlerin ist, die in zwei unterschiedlichen Sportarten bei Paralympics antritt. Danke für diese Richtigstellungen. Überhaupt habe ich wieder sehr viel an Feedback zu unterschiedlichen Themen meines Blogs bekommen. Es sei deshalb nochmals gesagt, dass hier nur meine Eindrücke wiedergegeben werden und keine offiziellen Verbandsstatements abgegeben werden. Sonst hätte ich manchen Unsinn auch gar nicht schreiben können.

2. Es ist echt eine Schwei….ei, dass man in Deutschland keine Bilder von den Rennen empfangen konnte. Kameras waren vor Ort und ein internationale Signal wurde produziert und im brasilianischen Fernsehen waren die Bilder live zu sehen. Noch gestern hat es geheißen, dass der Olympic Channel die Bilder ausstrahlt. Das war dann nichts und ist einer von wirklich wenigen Kritikpunkten an diesen paralympischen Spielen. Ich kann jetzt nicht wirklich erklären, warum man in Deutschland keine Bilder sehen konnte, aber dies lag tatsächlich an den brasilianischen Organisatoren und nicht an der ICF.

Aber jetzt zu den Rennen:
Das Wetter war heute nicht schlecht. Leichte aber wechselnde Winde, meistens von der Seite machte es für die Außenbahnen etwas schwerer. Aber die Wettkämpfer hatten im wesentliche faire und gleiche Bedingungen. Die Tribünen waren gut gefüllt und im Gegensatz zu dem in den letzten zwei Tagen wieder sichtbar zurückgegangenen Interesse der Zuschauer an den Paralympics in anderen Sportarten zieht der Kanusport offensichtlich doch. Viele Prominenz aus dem Bundestag und vom DBS war pünktlich 9.00 Uhr an der Strecke, als unsere erste Goldhoffnung an den Start ging. Wieder eine Länge am Start verschenkt, zwischenzeitlich auch mal Vorne und am Ende knapp geschlagen, ärgerte sich Edina über die verlorene Goldmedaille. Jede andere Formulierung wäre falsch weil Edina Gold wollte. Das ist dann aber Sport und Edina hat akzeptiert, dass eine Andere an diesem Tag das Quäntchen besser war. Man hat ihr aber die Enttäuschung nach dem Rennen schon angesehen und sie brauchte einige Zeit, um sich über die Silbermedaille zu freuen. Aber Edina wäre nicht Edina, wenn sie nicht wirklich professionell mit dieser Situation umgegangen wäre. Fast hätte sie die Siegerehrung verpasst, weil so viele Vertreter von Presse und Fernsehen Interviews wollten. Alle wollten gratulieren (und sie vielleicht auch trösten) und Hunderte an der Strecke sich mit ihr fotografieren lassen. Edina ist auf jeden Fall ein Gesicht der Paralympischen Spiele. Und Apropos Gesicht - 2 Stunden nach dem der Trubel vorbei war, trafen wir uns nochmals alle am Sattelplatz und da hatte Edina schon wieder das bekannte Strahlen im Gesicht.

Ivo hat sich schon über die Endlaufteilnahme gefreut. Er startete mutig und das Feld war eng zusammen. Am Ende knapper Achter der Welt beim bisher größten Parakanuereignis ist mehr als super. Wer seine Geschichte kennt weiß, dass er ja eigentlich im Va´a fährt und dort in seiner Schadensklasse zur absoluten Weltspitze gehört. Da wir diese Disziplin nicht in das paralympische Programm bekommen haben, hat er sich erst im letzten Jahr auf den Kajak konzentriert. Aufgabe bravourös erledigt - dass ist das Fazit was mir zu Ivos Leistung einfällt.
Tom Kierey, unsere nächste Goldhoffnung ging im letzten Rennen des Tages an den Start. Sein größter Konkurrent, ein Ukrainer direkt neben ihm. Start nicht ganz optimal, aber nicht viel verloren und dann ein Kopf an Kopf Rennen zwischen diesen beiden. Auch hier konnte man mit bloßem Auge nicht feststellen, wer gewonnen hat. Es waren dann Hundertstel, die er im Ziel hinter dem Ukrainer lag. Auch er brauchte Zeit, sich zu freuen und hat sich anfänglich mehr über das verlorene Gold geärgert als über Silber gefreut.

Aber Hallo Edina und Tom - Ihr seid bei den ersten Paralympischen Spielen die zweitbesten der Welt geworden und wir sind stolz auf euch und freuen uns mit euch über Silber. Und außerdem haben beide keine Stunde nach ihrem Rennen angekündigt, dann eben in Tokio Gold zu holen.

Was gibt es noch über diese Wettkämpfe zu sagen:

Das Niveau ist unwahrscheinlich hoch und professionell geworden. Die Abstände zwischen Ersten und Letzten in den Finals waren unwahrscheinlich knapp. Bei anderen Sportarten ist dies noch lange nicht so und ein so gleiches Niveau auf einem hohen Level können nicht viele andere Sportarten nachweisen. Andere Verbände haben deutlich professioneller Strukturen wie der DKV. Das hängt auch mit unserer komplizierten Situation und der geteilten Verantwortlichkeit zwischen DBS und DKV aber auch mit Geld zusammen. Team GB hatte ca. 15 Betreuer, wo wir nur mit 4 dabei waren. Team GB hat mittlerweile 11 hauptamtliche Trainer nur für Parakanu, wo wir gerade mal einen hauptamtlichen Trainer haben. Wollen wir weiter vorne mitspielen, müssen wir für die Paras genauso professionelle Strukturen schaffen wie für unsere Nichtbehinderten.
Die Medaillen gingen insgesamt an 9 Länder aus 4 Kontinenten. 4 Länder teilten sich die 6 Goldmedaillen, wobei Team GB 3 abräumte.
Es war ein perfekter Wettkampf bezüglich der Organisation und wenn man die vorhandenen Bilder jetzt noch ins Fernsehen bringen könnte, wäre wirklich  alles perfekt.
Das Ende der ersten Etappe einer langen Reise im Parakanusport liegt hinter uns und mit dieser professionellen Vorstellung hier in Rio wird die Reise noch lange weitergehen.

Was bleibt noch von Rio?

3 Wochen voller unvergesslicher Eindrücke und wenig Schlaf in einer Wahnsinnsstadt die man lieben und hassen gelernt hat. Die Erkenntnis, dass es jetzt aber auch mit Rio reicht und ich nicht so schnell wieder zurückkommen muss. Lieber zukünftig Urlaub an einem ruhigem spanischen Strand als an der Copa.   
Die Erkenntnis für mich, dass wenn man aus dem Koffer lebt man auch nach 3 Wochen noch nicht die untere saubere Schicht der Klamotten erreicht, sondern immer wieder die von Oben nimmt. Ich hoffe meine Kollegen und Freunde haben nichts gerochen.

Die Erkenntnis, dass Olympische Spiele in einem Schwellenland anders aber auch nicht schlecht sind.

Die Erkenntnis, dass es den Sportlern ziemlich egal ist, ob sie in Rio oder am Nordpol um ihre Medaillen kämpfen, wenn dann der Transport klappt und das Essen schmeckt. Die Erkenntnis, dass die Spiele nie die Stimmung entwickelt haben, wie wir sie in London erlebt haben und das die Brasilianer wie ihr gesamtes Land sehr gespalten waren, was das Interesse und die Begeisterung für die Spiele betraf.

Die Erkenntnis, dass es erstmals bei Olympischen und Paralympischen Spielen nicht geklappt hat, die politische Diskussion um die Verantwortung und die Zukunft des Sports und um all die sportpolitischen Themen über die vor den Spielen diskutiert wurde, mit Beginn der Wettkämpfe zu stoppen und ab dann nur über den Sport zu berichten, aber auch die Erkenntnis, dass Freude und Skepsis sowohl bei Athleten wie auch bei den Zuschauern immer eng zusammen lagen und die Diskussion über Doping alles überlagerte.

Die Erkenntnis, dass es zu kurz gedacht ist sich nur auf die Russen einzuschießen, sondern dass wir ein weltweit vergleichbares und professionelles Kontrollsystem brauchen. Die Spiele haben (noch) nicht an Strahlkraft verloren weil die Idee funktioniert aber lange kann der Sport nicht mehr vom Kredit zehren, dem ihm die Öffentlichkeit momentan noch einräumt. Die Erkenntnis, dass der olympische Sport in seiner größten Glaubwürdigkeitskrise bisher ist und am Scheideweg steht, was die Strahlkraft der olympischen Idee betrifft.

Die Erkenntnis, dass der deutsche Sport (Paras und Nichtbehinderte) für das was er an Geld bekommt gar nicht so schlecht ist. Andere Nationen haben mehr Geld und waren schlechter. Lasst uns auf den deutschen Sport stolz sein und bei allem was zu verbessern ist, nicht immer nur unser deutsches Sportsystem schlechtreden.

Die Erkenntnis, dass es in Rio manchmal eklig kalt und regnerisch sein kann.

Die Erkenntnis, dass man die sozialen Medien professionell bedienen muss um die Neugier und den Wunsch nach Informationen zu versorgen und Werbung für die eigene Sportart zu machen. Ohne soziale Medien geht gar nichts mehr.

Die Erkenntnis, dass der Kanusport bei Behinderten und Nichtbehinderten unwahrscheinlich viel zu bieten hat und eine der aufregendsten Präsentationen in Rio abgeliefert hat. Und das sage ich nicht mit der "Kanubrille" auf, sondern aus tiefster Überzeugung. So enge Rennen, so knappe Abstände, so eine weltweit breite Verteilung der Höchstleistungen und Medaillen haben nur wenige andere Sportarten zu bieten.

Die Erkenntnis, dass wir vielmehr Fans und Mitstreiter in Deutschland haben als ich das je für möglich gehalten habe.  Alleine meine Blogbeiträge von den Olympischen Spielen wurden 30000 mal gelesen.

Die Erkenntnis, dass ich an meiner Groß-und Kleinschreibung ebenso wie an meiner Kommasetzung dringend arbeiten sollte.

Jetzt geht’s nach Brandenburg zur Kanu-Marathon WM. Ich werde die fehlende Hektik vermissen.

Mittwoch, 14. September 2016

Heute passierte Historisches

Acht Jahre harter Kampf von Aktiven und Funktionären, unendlich viel Training aber auch Beratungen und Strategiebesprechungen, Erfolge und Rückschläge liegen nun hinter dem Parakanusport und heute erfolgte der erste Startschuss für ein Pararennen bei paralympischen Spielen.

Obwohl - gegen 5.00 Uhr sah es noch nicht danach aus. Um diese Zeit fegte ein Sturm durch die Stadt und ich schreckte im Bett von den Geräuschen auf. Überhaupt ist der Wind in Rio nicht berechenbar. Gestern, als es an der Regattastrecke stürmte mussten zur gleichen Zeit die Segelwettbewerbe wegen Flaute abgesagt werden. Also war trotz des Sturms alles noch möglich und als Jurymitglied ging es heute schon 7.30 Uhr zur Strecke. Bange Blicke als wir um die Kurve von der Copa zur Lagune kamen und siehe da, fast glattes Wasser und kaum Wind. Das Team musste heute noch zeitiger los und die Spannung war vor den ersten Starts regelrecht zu spüren. 9.00 Uhr - der erste Vorlauf gleich mit Edina Müller in der Mitte des Feldes. Mir stockte am Start kurz der Atem, da kam sie nicht gut weg, doch schon nach 50 m hatte sie das Feld aufgerollt und führte klar. 50 m vor dem Ziel dann eine souveräne Führung. Sie konnte schon die Schlagfrequenz herausnehmen. Morgen noch die Reserven beim Start nutzen und dann kann (und eigentlich muss) es was mit einer Medaille werden. Die Britin, ihre härteste Konkurrentin siegte ebenfalls deutlich in ihrem Lauf und war nur eine hundertstel Sekunde schneller.

Das erste paralympische Rennen und die erste Siegerin in der Geschichte dieses Sports kommt aus Deutschland. Das ist doch was und macht Mut für Morgen.
Ivo, der als nächster dran war hatte gestern am Strand noch gefrotzelt, dass er ja heute schon ins Deutsche Haus kann, da er das Finale nicht schafft. Pustekuchen - er muss heute schlafen und sich auf das Finale vorbereiten. Gut im Vorlauf mitgehalten, im Zwischenlauf streckenweise auf Platz 2 und dann noch knapp Vierter hat es gerade so für das Finale gereicht. Aber auch hier wie in allen Rennen waren die Leistungen aller Athleten unglaublich und die Felder waren sowas von eng zusammen und somit spannende Rennverläufe garantiert.

Anke Molkenthin war gestern noch verzweifelt, bei ihren Versuchen in den Startschuh zu kommen. Heute bei besseren Bedingungen klappte dies eigentlich gut und sie lieferte ein bravouröses Rennen mit einer sehr stabilen Technik ab. Viel Abstand zur Spitze war zwar nicht, aber trotzdem reichte es nur für das Semifinale. Dort gut weggekommen, zwischenzeitlich auf dem nötigen viertem Platz konnte sie diese Platzierung aber leider nicht ins Ziel retten. Trotzdem eine super Vorstellung im Rahmen der Erwartungen und es fehlt nicht viel, um zukünftig dauerhaft in die Finals zu fahren. Aber auch Anke hat hier Geschichte geschrieben. Mit einem Doppelstart im Rudern und Kanu war sie wohl die erste Athletin bei Paralympischen Spielen mit Starts in zwei komplett unterschiedlichen Disziplinen (noch dazu eine mit doppeltem Handicap - Rudern und rückwärtsfahren;-).

Tom machte es im abschließenden Vorlauf nicht wirklich spannend. Vom Start weg führend baute er den Vorsprung auf den ersten 150 m schon auf 2 Längen aus und konnte entspannt bis zum Ziel zu Ende fahren. Allerdings haben seine Konkurrenten im anderen Vorlauf eine ähnlich souveräne Leistung gezeigt und überraschender Weise war hier auch ein Brasilianer ganz vorne mit dabei.
Als Fazit sind weiter zwei Medaillen drin und mit etwas Glück könnte es bei beiden auch für ganz oben reichen. Schauen wir mal was morgen ab 9.00 Uhr Ortszeit passiert.

Was ist noch zum ersten Wettkampftag zu sagen ? Das Zuschauerinteresse hielt sich in Grenzen. trotzdem gingen die weniger Zuschauer im Vergleich zu den olympischen Spielen euphorisch mit und sorgten für Stimmung. Team GB dominierte die Vorläufe, zu mindestens was die Breite betrifft. Sie konnten sich für alle 6 Finals qualifizieren. Ansonsten zeigt sich mittlerweile das gleiche Bild wie beim olympischen Sprint. Europa dominiert den Parasport, einige Medaillenkandidaten kommen aus solchen Ländern wie China, Australien und Japan und auch die Brasilianer haben zwei heiße Eisen im Feuer.

Gestern Abend im Deutschen Haus ging wirklich die Post ab. Anlässlich des Botschafterempfangs waren auch viele Politiker anwesend. Ich habe zwei Staatssekretäre darunter den für Sport zuständigen Staatssekretär im Innenministerium Ole Schröder, den halben Sportausschuss des Bundestages und noch vielen Länderpolitikern die Hand drücken können. Kanu ist nach wie vor in aller Munde und alle erinnern sich noch an das phänomenale Abschneiden bei den Olympischen Spielen. Man kann ja über die Reisen unserer Politkern sagen was man will, aber die Aktiven vor Ort empfinden das Interesse und die Besuche wirklich als Wertschätzung ihrer sportlichen Leistung.

Überraschender Weise war auch die Idee der Olympiabewerbung NRW`s und das Zögern der DOSB Spitze, sich mit dieser Idee anzufreunden, ein Thema bei unseren Gesprächen. Mir ist klar, wie schwierig es momentan in Deutschland ist, dieses Thema zu diskutieren. Gerade auch die aktuellen Meldungen aus dem DFB und das dortige Verständnis eines Ehrenamtes sind ein weiterer Schlag nach vielen anderen Schlägen, die der Sport hinnehmen musste, ins Gesicht des deutschen Sports. Klar wird momentan von denen, die nicht so nahe am organisierten Sport dran sind alles was mit Funktionären im Sport zu tun hat über einen Kamm geschert. Und man kann es keinem verdenken so zu urteilen.  Die Realität ist aber eine andere. In der übergroßen Anzahl der olympischen Verbände wird eine ehrliche und tatsächlich unentgeltliche Arbeit gemacht. Der olympische Sport hat ein besseres Image in Deutschland verdient. Das kann er sich aber nur selber wieder mit Transparenz und ehrlicher Arbeit zurückerarbeiten und dafür wäre über kurz oder lang eine Olympiabewerbung hilfreich. Ich denke deshalb, nicht nur weil über dieses Thema zwischen DOSB Spitze und olympischen Verbänden nicht diskutiert wurde, dass die momentan zögerliche Haltung der DOSB Spitze bei der Unterstützung dieser Idee nicht die Mehrheitsmeinung der Verbände und der vielen engagierten Sportler in Deutschland widerspiegelt. Ich kann verstehen, dass unser Präsident und der DOSB General immer noch unter dem Trauma der verlorenen Abstimmung in Hamburg leiden. Trotzdem sollten sie die NRW`ler machen lassen. Sorgt für eine Mehrheit, liefert ein nachhaltiges und ehrliches Konzept und dann kann der organisierte Sport (ich benutze dieses Wort, weil ich mich immer ärgere, wenn die Aussage unserer Spitze als Aussage des gesamten DOSB gewertet wird) in einem internen und transparenten Verfahren unter Einbeziehung aller Sportverbände  immer noch eine neue Entscheidung über eine Bewerbung treffen. Vielleicht wirkt eine eventuelle Bewerbung ehrlicher, wenn sie aus der Mitte einer Region kommt und nicht von den Funktionären des DOSB. Ich zumindest habe meinen Traum von Olympia und Paralympischen Spielen in Deutschland noch nicht aufgegeben. Übrigens können morgen schon Olympische und Paralympische Spiele auf der Regattastrecke in Duisburg stattfinden. Und nicht nur in unserem Sport hat NRW und die Rhein-Ruhr Region schon vieles an Sportstätten was Olympia braucht.

Heute mache ich noch Wahlkampf in eigener Sache. Ich habe die Präsidenten der Kontinentalverbände Asiens, Europas und Ozeanien zu einem Abendessen im Deutschen Haus eingeladen. Dank der Unterstützung meines Freunde Friedhelm Julius Beucher, des Präsidenten des DBS darf ich heute in der angenehmen Atmosphäre des Deutschen Hauses für meine Kandidatur als Vizepräsident der ICF werben. Die Luft beim Wahlkampf um solche (tatsächlich absolut ehrenamtlichen) Positionen ist dünn, aber ich will es auf jeden Fall im November versuchen. Vielleicht hilft ja der heutige Abend beim werben um die Stimmen.
Und morgen 9.00 Uhr geht es los. 6 Finals, leider nicht live oder im Livestream im Deutschen Fernsehen. Ich kann allen die die Rennen Live sehen wollen nur empfehlen, auf der Internetseite des neuen "Olympic Channel" die Rennen zu verfolgen.

Busfahrt durch Rio

Mein Hotelzimmer


Dienstag, 13. September 2016

Zurück in Rio

links: Isabella
12 Stunden Flug in einer alten Maschine mit nur 3 Filmen im Programm fühlten sich unwahrscheinlich lange an. Zum Glück war die Maschine nicht voll und so hatte ich Platz zum Arbeiten und konnte, Dank meines ausdauernden Laptops einiges was liegen geblieben war, erledigen. Am Flughafen sah ich zuerst ein bekanntes Gesicht. Isabella, eine Freiwillige die schon während der Spiele für den internationalen Kanuverband zuständig war, holte mich ab. Da ich alleine mit ihr im Auto war, blieb jede Menge Zeit zum schwatzen.

Isabella ist 26 Jahre und hat bereits 2 Masterstudienabschlüsse. Sie hat sowohl Tourismuswirtschaft wie auch Betriebswirtschaft studiert. Nicht nur in Brasilien hat sie studiert, sondern auch ein Jahr in Amerika und zwei Jahre in Russland. Sie kann Englisch und Russisch fließend und hat einen Schweizer Freund, mit dem sie momentan auch Deutsch lernt. Auf die Frage wie sie dies alles finanziert hat und ob sie reiche Eltern hat meinte sie, dass sie während der Auslandsstudienaufenthalte immer auch gearbeitet hat und ihre Familie nicht sehr reich ist. Dabei lobte sie die Entwicklung des Bildungssystems in Brasilien in den letzten Jahren, dass es auch Kindern aus der Mittelschicht ermöglichte, eine ordentliche Ausbildung unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern zu erhalten. Schulgeld und Geld für Universitäten ist wohl in Brasilien kein Thema mehr und wer will, kann schon eine ordentliche Ausbildung erhalten. Darauf angesprochen, was sie nach den Spielen machen wird und ob sie schon eine Arbeitsstelle in Aussicht hat, wurde sie deutlich trauriger. Zwar hat sie wirklich ordentliche Abschlüsse aber es gibt momentan keine entsprechenden Arbeitsstellen in Brasilien. Zwar könnte sie mit ihren Fremdsprachenkenntnissen in Hotels an der Rezeption anfangen oder in Restaurants mit vielen ausländischen Besuchern als Kellner arbeiten, aber sonst gibt es kaum Jobangebote für junge und gut ausgebildete Leute im eigenen Land. Da aber Brasilianer überall in der Welt beliebt sind, so zumindest ihre Aussage, zieht es sie wahrscheinlich nach Amerika.cDort ist sie zuversichtlich, einen Job zu finden. Überhaupt kann man feststellen, dass die meisten Cariocas über 30 überhaupt kein Englisch können und immer mehr unter 30 häufig perfekt Fremdsprachen sprechen. Viele der jungen Leute gehen ins Ausland und kommen auch nicht wieder zurück. Eigentlich schade für ein Land,  was solche Sprünge bei der Bildung gemacht hat.

Montag, 12. September 2016

Rio - Die Zweite!!!


Wieder am Flughafen in London wie fünf Wochen zuvor und wieder 4 Stunden auf den Flug warten. Also die beste Zeit mit meinem Blog "dem Zweiten" zu beginnen und in den nächsten 4 Tagen über meine Erlebnisse bei den Paralympischen Spielen zu berichten.

Natürlich denkt man an dieser Stelle an die mehr als zwei Wochen in Rio während der Olympischen Spiele zurück und erinnert sich zuerst an schreckliche, immer noch nicht zu verstehende Schicksalsschläge, wir haben gerade am letzten Mittwoch Stefan die letzte Ehre erwiesen, aber auch an die atemraubenden Momente, die uns unsere Rennkanuten beschert haben. Rio und die Olympischen Spiele werden immer einen besonderen Stellenwert in meiner Erinnerung haben, gerade weil Tragik und Freude so eng beieinander lagen und ich bin sicher, hoffentlich nur mit freudigen Erinnerungen, dass dies auch für die Paralympischen Spiele gelten wird.

Manche meiner Mitarbeiter in meiner Firma die nichts mit Sport zu tun haben, haben mich gefragt, warum ich mir das antue nach zweieinhalb Wochen Rio, dem Empfang unserer Olympioniken bei der DM in Brandenburg, einer Präsidiumssitzung und anschließend einer Woche bei der Kanu Polo WM in Italien schon wieder nach Rio zu fahren. Die Antwort ist einfach - aus Respekt vor unseren behinderten Sportlern, die die gleiche Anerkennung und Wertschätzung für ihre herausragenden Leistungen verdienen und um großen Sport zu sehen. Und ich freue mich schon, Anke, Tom, Edina und Ivo bei ihrer Premiere bei den Paralympischen Spielen anfeuern zu können.

Montag, 22. August 2016

Soll man nicht doch trotz der tragischen Umstände einen Abschlussbericht bloggen ?

Viele der Blogleser haben mir Nachrichten und Mails geschickt und angefragt, ob ich mit dem Blog nicht trotz des tragischen Unfalls weitermachen kann. Ich hatte auch noch tausende Ideen und täglich neue Eindrücken gesammelt, über die es sich gelohnt hätte zu berichten. Allerdings steckt der Tod unseres Trainer noch so tief in jedem von uns drin, dass lockere Berichte über die Spiele nicht mehr möglich waren. Deshalb wenige Stunden vor meinem Abflug nur noch ein kurzer Abschlussblog aus Rio.

Beginnen muss ich natürlich mit dem tragischen Tod unseres Trainers, der alles überlagert hat. Es lässt sich nicht in Worte fassen, wie uns dieser Tod mitgenommen hat. Hätten wir sofort das Team abmelden müssen und nach Hause fahren? War es richtig, dass wir so gut wie möglich versucht haben, dieses tragische Geschehen zu verarbeiten und von den Sportlern fernzuhalten? Muss die Trauer alles andere überlagern und ist jeder Freudenschrei eines Medaillengewinners aus unserem Team unangebracht? Ich weiß es nicht und gebe zu, dass ich mit dieser Situation überfordert war und bin.